1976, das Ogolnopolski Plenair Biesyczady: ein erstes Zusammentreffen für mich, einen Künstler aus dem Westen mit Kolleginnen und Kollegen aus Polen, damals VR, mit vielen Diskussionen, gemeinsamem Arbeiten und ausgelassenen Feiern. Damals lernte ich Urszula kennen, eine selbstbewusste Frau, eine eigenständige Künstlerin, die nicht nur in ihren Bildern, auch im Leben ihre Meinung vertrat und ihre Wünsche unmißverstädlich artikulierte.
Vier Jahrzehnte sind seither vergangen, geblieben ist mehr als eine Freundschaft:
Liebe Urszula,
gestern habe ich von Hunden geträumt, ich kann mich nicht erinnern, ob
Figa auch dabei war, mit denen ich mich ganz ernsthaft über viele
drängende Fragen des Lebens im Allgemeinen und im Besonderen unterhalten
habe. Das Ergebnis dieser Gespräche konnte nicht bewahrt werden und hat
sich nach dem Aufwachen in Nebel aufgelöst. So wie bei meiner Rückfahrt
auch die Landschaft total verhüllt war, keine Ablenkung zuließ und mich
mit meinen Gefühlen allein ließ. Mir gegenüber im Abteil nur ein Mann,
der, mit sich bewegenden Lippen aber lautlos, zwei Rosenkränze betete und
dann einschlief.
Da waren Erinnerungen, nahezu spürbar und gegenwärtig, und Trauer darüber,
dass Vergangenheit Vergangenheit bleibt.
Es war gut in Bydgoscz gewesen zu sein, eingehüllt von herbstlichem Grau
und wahrzunehmen, dass es noch immer eine große Nähe gibt, gleich einem
Nachhall von weit her, wie das Läuten der Glocken versunkener Städte auf
dem Grunde des Meeres.
In Liebe,
Bernd
Nun, da sie sich endlich dazu entschieden hatte zu sein, nicht mehr zu arbeiten, sondern nur noch an ihren Bildern: Die Bilder wurden leichter, durchweht von duftiger Farbigkeit, heiter, im Bewusstsein der Endlichkeit unseres Seins.
Nun, da sie entschieden hatte, sich wieder ganz ihrer Kunst, der Malerei, zu widmen, kam die Krankheit. Der Krebs. Schleichend zunächst, kaum richtig diagnostiziert bis er nicht mehr aufzuhalten war.
So stand sie auch ihre Krankheit durch, wie alles, was sie in ihrem Leben begann.
|